„Rückkehr der Bären“ – Making Of

Im vergangenen Jahr waren Christine und ich zwischen Anfang Mai und Mitte Oktober im Auftrag von Prospect TV unter der Regie von Jürgen Hansen und Simone Stripp auf Filmauftrag unterwegs, um zwischen Slowenien, der Slowakei, Polen und dem Trentino zu pendeln und auf Bärensuche zu gehen.

Wie heißt es so schön, wer viel Zeit draußen verbringt, der hat was zu erzählen. Von ein paar besonderen Erlebnissen möchten wir euch berichten…
Ein Highlight zu Beginn – die Bärenbrunft in Slowenien

Ob es nicht noch zu früh ist Anfang Mai… „Die Vegetation sei noch nicht schön auf über 1.000 Meter Seehöhe, es ist mitunter noch recht kahl“, zweifelt unser Kontakt beim Slowenischen Forstamt, das sich gemeinsam mit dem Jagdverband um die Drehgenehmigungen kümmert.
Aber alle Bedenken um die Bärenaktivität und die Attraktivät der Landschaft waren rasch verflogen. Bereits am zweiten Tag konnten wir immer wieder ein seltsames „Bellen“ im Wald hören. Mal näher, mal weiter weg, manchmal auch direkt neben dem Auto. So recht zuordnen konnten wir es aber erst, als wir dann nach Tag drei sehen konnten woher es kam. Ein mächtiges Männchen schnaubte sich durch die am Höhepunkt stehende Paarungszeit. Und das coole daran, der Wald hier oben war licht und die noch fehlenden Blätter erlaubten relativ freie Sicht ins umliegende Gelände. Perfekte Voraussetzungen also und ein perfekter Zeitpunkt. Die Bären waren kooperativ und blieben über mehrere Tage im selben Waldabschnitt.

Später Wintereinbruch, Slowenien

Mitte Mai. Christine und ich haben nach der Bärenbrunft unseren Standort gewechselt und waren weiter östlich in Slowenien unterwegs. Bären, Wälder und Stimmungen standen am Programm.
Vor Sonnenaufgang soll’s losgehen, nach Sonnenuntergang wieder retour in die Unterkunft. Das war der Plan. Doch mit den Bären sollte es dauern…
Es war früh morgens am dritten Tag, Bären konnten wir bisher noch keine finden und filmen, da begann es plötzlich zu schneien. Und zwar dick und heftig. Die Anspannung war groß, Bären im Schnee – zumindest die Chance drauf – hat man nicht alle Tage. „Einen Bären wird’s da aber nicht rausziehen“ meinte Christine noch, da war es gerade mal 9 Uhr und uns war jetzt schon kalt.
Bis Mittag hatten wir zwar ausreichend Material von Schneeflocken in Zeitlupe gefilmt, aber Bär war natürlich keiner zu sehen.
Seit 2015 widmen wir uns intensiv dem Thema Braunbär und Bären im Schnee stand immer auf unserer Liste ganz oben, aber geklappt hatte es bisher nie. Nun, das sollte sich in diesen Tagen ändern…
Christine wird ihn als erste entdecken: „Ein Bär!!!“
Der Schnee hält sich bis zum nächsten Tag und wir werden auch noch ein Bären-Duo im Schnee filmen können.

Bärenfütterung, Slowenien

Sie sogenannten Ablenkfütterungen für Bären in Slowenien sind auch Thema des Films und werden in Fachkreisen unterschiedlich diskutiert. Die Slowenen nutzen die Maisfütterungen u.a. zur Bärenforschung und für Bärentourismus. Kritik kommt aus dem Ausland, die Bären hätten das ganze Jahr über Futter und würden so auch auf den Winterschlaf verzichten können.
Uns jedenfalls ist nirgendwo sonst ein Bär so nahe gekommen, wie bei diesem Dreh.
Hoch hinaus in der Hohen Tatra, Polen/Slowakei


Kaum ein Gebiet hat uns in den letzten Jahren mehr begeistert!
Für die Dreharbeiten haben wir das spanisch/polnische Forscherinnen-Duo Nuria und Aida begleitet. Nuria’s goldrichtige Tipps und der Support der Verwaltung des Tatra Nationalparks waren es auch, die uns einmalige Bärensichtungen ermöglichten. Allerdings mussten die hart-„ergangen“ werden.
Ab einer gewissen Höhe hiess es, trotz Sondergenehmigung, das Auto stehen lassen und rein in die Bergschuhe. Unser ständiger Begleiter? Das Fernglas.
Und so vergingen Stunden und zu Beginn auch Tage mit Gehen, Suchen, kein Bär, Gehen, Suchen, kein Bär. Christine nahm sich den linken Bergkamm vor, ich den rechten. Und so suchten wir die Gegend ab, nach Bären die Beeren fressen sollten.

Und das nicht nur auf der polnischen Seite des Nationalparks, sondern auch auf der Slowakischen. Und die ist noch einmal eine Ecke wilder.
Nur mit Guide dürfen die Wildniszonen betreten werden und Roman meinte es ernst mit uns.
„Was meint ihr, sind 20km Wegstrecke pro Tag, 1500 Höhenmeter und das Durchqueren von Bächen in weglosem Gelände mit eurer Ausrüstung am Rücken für euch ein Problem?“ Coole Frage, die wir verneinten und ab ging’s in eines der schönsten Gebirge Europas.
Übrigens sollte es an diesem Tag im September wieder schneien, zwar nicht ergiebig, aber uns gelingen Aufnahmen eines Bären im Schnee.



Zurück nach Polen. Hier waren die Märsche zwar nicht so anstrengend, bis zur ersten Bärensichtung erarbeiteten wir uns trotzdem etliche Höhenmeter.
Am vierten Tag war es dann soweit. Und wie!
Unser Highlight war diese Bärenmama mit ihren drei Kids, die sehlenruhig und stundenlang Heidelbeeren futterten. Und das in direkter Umgebung eines Wanderwegs. Dass die Vier mitunter argwöhnisch, begeistert oder auch mehr oder weniger gleichgültig von etlichen Wanderern bestaunt werden, ist klar.


Für uns war diese Bärensichtung eine ganz besondere. „Rückkehr der Bären“ so der Titel des Films und über das Zusammenleben von Bären und Menschen sollte es gehen.
Und da war nun eine kleine Bärenfamilie direkt neben einem hoch frequentierten Wanderweg. Die oft als besonders aggressiv geltende Bärenmutter neben hunderten (und das ist nicht übertrieben) Wanderern – gilt doch der polnische Teil des Tatra Nationalparks mit 3 Millionen Besuchern jährlich als Tourismus-Hotspot.
Trotzdem gelingt hier ein Miteinander oder Nebeneinandern von Mensch und Braunbär, in einer Form wie man sie sonst nur aus Nordamerika kennt. Und das mitten im Herzen Europas.
Comments are closed.